Chronik der Grundschule Scholen (2001 – 2007)
von Marie- Luise Bohlen, Elternratsvorsitzende 2004-2006
Die Grundschule Scholen war zu dieser Zeit eine kleine, überschaubare Grundschule, die mit wenigen Ausnahmen einzügig geführt wurde. Das Einzugsgebiet erstreckte sich über die Gemeinden Scholen und Neuenkirchen mit den dazu gehörigen Ortschaften Anstedt, Blockwinkel, Göddern und Cantrup. Mit Reiner Degen als Schulleiter und einem Lehrerkollegium von weiteren vier Lehrern (Herr Mohorn, Frau Schwarz, Frau Gellermann, Frau Stamme) fand der Unterricht nach dem Klassenlehrerprinzip statt. Die Klassen wurden überwiegend von ihren KlassenlehrerInnen unterrichtet, einige so genannte Nebenfächer wurden auch von Fachlehrern übernommen. So lernten die Kinder in der 3. und 4. Klasse auch andere Lehrkräfte kennen und wurden darauf vorbereitet, dass in der Orientierungsstufe der Unterricht durch mehrere verschiedene LehrerInnen erteilt würde. Da es in Niedersachsen noch die Orientierungststufe gab, lag der Druck, die Schüler nach ihrem Können und Verhalten bezüglich der Einstufung für die weiterführenden Schulen zu beurteilen, noch nicht auf den Lehrerkollegien der Grundschulen. Dies sorgte für ein entspanntes Lehren, Lernen und Arbeiten. Neben dem Lehrplan gab es schon zu dieser Zeit AGs wie Tanzen, Plattdeutsch, Kochen, Schach, Computer. Auch gab es schon recht früh in Scholen ab der 3. Klasse Englischunterricht. Förderunterricht wurde ebenfalls erteilt. Jeden Mittwoch fuhren alle Schüler, mehrere Lehrer und einige Eltern zusammen nach Sulingen ins Schwimmbad. Dies führte dazu, dass die Schüler der Scholer Schule früh schwimmen lernten und Schwimmabzeichen erwarben.
Die Elternarbeit beschränkte sich zu dieser Zeit überwiegend auf die Vorbereitung von Schulveranstaltungen und auf die Unterstützung der Lehrer und des Schulleiters bei verschiedenen Unternehmungen. An dieser Stelle sind besonders die Weihnachtsfeiern und Schulfeste im Sommer, die alljährlich stattfanden, zu erwähnen. Alle Schüler, Eltern und Geschwisterkinder wurden dazu eingeladen, und auch Großeltern und andere nahe stehende Verwandte konnten daran teilhaben.
Die Weihnachtsfeier fand bei Kaffee und Kuchen, der von Eltern gebacken und verteilt wurde, und mit dem Besuch des Weihnachtsmannes im von Lehrern und Eltern geschmückten Dorfgemeinschaftshaus des Nachbarortes Neuenkirchen statt.
Das Schulfest kurz vor den Sommerferien hatte eher den Charakter eines Spiel- und Sportfestes, in dem Familien mit großem Spa1 gegeneinander wetteiferten. Das Fest fand auf dem sehr weiträumigen und schön gelegenen Außengelände der Schule statt. Neben Kaffee und Kuchen, für den die Eltern sorgten, wurden auch Getränke ausgegeben und gegrillt. Auch bei den Vorbereitungen für die Spiele, dem Aufbau der Pavillons, der Biergartengarnituren und der Besorgung von Getränken beteiligten sich die Eltern. Beide Feste wurden zum Anlass genommen, das Können der Schüler in unterschiedlichen Bereichen darzubieten. Insbesondere wurden kleine Theaterstücke aufgeführt, Lieder gesungen und das Können an Instrumenten und im Tanz vorgestellt. Sie waren große Ereignisse im Schulleben, und wurden begeistert von jung und alt gefeiert.
Auch die Bundesjugendspiele, der Fahrradunterricht und die Fahrradprüfungen der 4.-Klässler fanden in Unterstützung der Eltern statt. Eine Projektwoche in der Vorweihnachtszeit wurde von Lehrern und Eltern gemeinsam veranstaltet. Alle Eltern konnten dazu beitragen und sich mit verschiedenen Bastelangeboten zur Verfügung stellen. Mo. Di. und Fr. wurde gebastelt, gemalt und gebacken, und die fertig gestellten Arbeiten der Kinder wurden in der Adventszeit ausgestellt und schmückten den Flur und die Klassenräume. Die Kinder hatten so schon gleich das eine oder andere Geschenk für ihre Eltern oder Verwandten zu Weihnachten. Auch wurden Lieder gesungen und Gedichte vorgetragen, und somit gleich noch mal geübt für die bevorstehende Weihnachtsfeier. Am Mi. der Projektwoche fuhren alle Schüler und Lehrer ins Schwimmbad, und Do. zu einem Theaterstück. Einige Eltern waren selbst einmal Schüler der Grundschule und kannten aus ihrer eigenen Schulzeit die eine oder andere Lehrkraft. Auch das trug dazu bei, dass zwischen Eltern, Kollegium und Schulleitung ein sehr persönliches Verhältnis vorherrschte. Einige Schulelternratsvorsitzende waren über sehr lange Zeiträume (bis zu acht Jahren) in ihrem Amt.
Neben den oben genannten Schulfesten beteiligte sich die Grundschule auch an den traditionellen Dorffesten zum Erntedank. In den Gemeinden Scholen, Neuenkirchen und Blockwinkel wurden von den Lehrern, Schülern und Eltern Erntewagen geschmückt, die an den jeweiligen Umzügen teilnahmen. Von den Orts angehörigen Schülern und Schülerinnen wurden in den Festzelten Gedichte zum Erntedank oder über den Herbst vorgetragen und auch Lieder, von einigen Lehrern auf der Gitarre begleitet, der Dorfbevölkerung vorgesungen.
Im Jahr 2001 wurde über die mögliche Abschaffung der Orientierungsstufe nachgedacht. Viel schneller als erwartet kam es dann zur Durchführung dieser Reform, so dass die Schüler des Jahrganges 2003/2004 erstmalig direkt von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen wechselten. Dies führte wie auch an anderen Grundschulen zu einer grundlegenden Veränderung. Von nun an mussten Schullaufbahnempfehlungen ausgesprochen werden und alle Schüler schon sehr früh bezüglich ihrer schulischen Möglichkeiten beurteilt werden. Im Jahr 2002 wurde die Verlässliche Grundschule eingeführt, wobei zu erwähnen ist, dass der Schulleiter schon zuvor großen Wert auf die Verlässlichkeit bei der Verteilung der Unterrichtsstunden gelegt hatte, verglichen mit anderen Grundschulen zum Vorteil für berufstätige Eltern.
Mit Ende des Schuljahres 2004/2005 begab sich Reiner Degen, nachdem er über 30 Jahre in Scholen tätig war, in seinen wohlverdienten Ruhestand. Es fanden verschiedenste Verabschiedungsfeierlichkeiten statt, seitens des Kollegiums, der Gemeindeverwaltung als Schulträger und auch seitens der Schulbehörde. Im Rahmen des Schulfestes verabschiedeten sich auch die Eltern und Schüler von ihrem langjährigen Schulleiter, und überraschten ihn u.a. mit dem Auftritt seiner ersten Schulklasse, die er vor vielen Jahren als Klassenlehrer unterrichtet hatte.
Mit der Verabschiedung von Reiner Degen wurde nun die Elternarbeit zunehmend schulpolitischer. Im Frühjahr 2005 fanden die ersten Treffen des Schulelternrates der Grundschule Scholen mit den Elternräten der anderen Schulstandorte der Samtgemeinde Schwaförden statt. Die Eltern der Scholer Schule waren beunruhigt darüber, dass nach Ausscheiden von Herrn Degen die Grundschule womöglich ohne eigene Schulleitung sein könnte, und es gab unterschiedlichste Informationen über den möglichen weiteren Verlauf. Auf Grund von abnehmenden Schülerzahlen war abzusehen, dass die Schulstandorte Schwaförden und Ehrenburg auf Dauer nicht einmal mehr einzügig geführt werden könnten, zu „Zwergschulen“ würden. So entstand die Idee, die Schulstandorte Scholen, Schwaförden und Ehrenburg zusammen zu legen. Durch die Abschaffung der Orientierungsstufe wurden in Schwaförden und Ehrenburg Haupt- und Realschulstandorte eingerichtet, und die Gebäude, in denen die ortsansässigen Grundschulen eingerichtet waren, gehörten dem Landkreis, der nicht Schulträger der Grundschulen ist. Dieser kündigte Eigenbedarf bezüglich der von den Grundschulen benutzten Räumlichkeiten an, so dass deren Verbleib unklar war. Viele Informationsveranstaltungen und Diskussionsabende fanden statt, und es brauchte eine gewisse Zeit, ehe Eltern, Schulleitungen und Schulträger, Gemeinderat und Landesschulbehörde sich einig waren über die Zusammenlegung an sich, und an welchem Standort diese stattfinden könnte. Auch wurde über die damit verbundenen (Um)baumaßnahmen und Kosten debattiert und entschieden, so wie man sich ebenfalls einigen musste, unter welcher Schulleitung eine gemeinsame Grundschule weiter geführt werden sollte.
Nachdem Reiner Degen das Amt des Schulleiters niederlegte, übernahm Frau Pallasch, die bis dahin Schulleiterin der Grundschule Schwaförden war, die kommissarische Leitung der Grundschule Scholen. Es wurde beschlossen, eine gemeinsame Grundschule am Schulstandort Scholen zu erhalten. Der notwendigen Umbau begann im Winter 2006 und musste bis zur Einschulung 2006/2007 fertig gestellt sein. Im Februar fand dann der erste gemeinsame Karneval, organisiert und veranstaltet vom Förderverein Miteinander in Unterstützung von Eltern, in der Grundschule in Scholen statt. Hier konnten sich die Kinder der verschiedenen Schulen schon einmal kennen lernen. Aus dem gleichen Beweggrund veranstalteten die Eltern der drei Standorte im Frühsommer ein Spiel ohne Grenzen für ihre Kinder, welches ein großer Erfolg war.
Sowohl die Schüler als auch Lehrer der Grundschulen Ehrenburg und Schwaförden bereiteten sich auf ihren Umzug vor, der dann mit Schuljahresbeginn stattfand. Ausnahmen vom Umzug bildeten die 2., 3. und 4. Klasse in Schwaförden, die an ihrem Schulstandort verblieben, jedoch als Außenstelle der Grundschule Scholen angegliedert wurden. Frau Pallasch wurde Schulleiterin des neuen gemeinsamen Schulstandortes in Scholen, und meisterte in ihrer besonnenen und professionellen Art die Umstrukturierung trotz aller Turbulenzen. Der Förderverein Miteinander der Grundschule Schwaförden erklärte sich bereit, bei entsprechendem Interesse mit nach Scholen umzuziehen, wo er nun seinen Aufgaben zum Wohle der Schüler und der Schule nachkommt. Es fanden sich sowohl neue Mitglieder als auch engagierte Eltern für den Vorstand und den Beirat.
Die Mitarbeit und das schulpolitische Engagement von Eltern wird mit Einführung der Selbstverwalteten Schule, der Wahl eines Schulvorstandes und der Entwicklung eines Schulprogramms mehr als je zuvor gefragt sein, und der Einfluss, den Eltern auf das Schulleben haben können, wird womöglich größer. Die von der Schulbehörde eingeleitete Umstrukturierung an den Schulen in Niedersachsen und die Zusammenlegung dreier Grundschulstandorte und deren Lehrerkollegien bringen einen Wandel mit sich, dessen positive Seite auch darin zu sehen ist, das alte Muster und Strukturen aufbrechen und Neues sich entwickeln darf.